Judaica Marl

Übersicht : Eine Liste der Familien


Präsentation des Buches von

Klaus Mohr:

"SOWAS PASSIERT IN DEUTSCHLAND NICHT" - Jüdische Menschen in Marl. Essen 2012. (Klartextverlag, leider nicht mehr erhältlich)


Judaica vor 1900:

 

1829 Gumbert Meyer und Schwester aus Haltern; die beiden sind die ersten nachweisbaren Juden in Marl. Wie lange und wo sie in Marl waren, ist nicht bekannt.

 

1847 Abraham Weyl (Haltern) und Henriette geb. Gompertz (diese aus Geldern)

Kinder: Johanna(1849), Friderike(1852), Juliane(1854), Leopold(1855), Hulda(1858) und Siegmund(1861). Danach in Marl keine Erwähnung mehr. 

 

Ergänzung:  Friderike am 9.3.1941 und Juliane "Julchen" am 22.5 1941 im jüd.Krankenhaus in Köln gestorben...

(Weitere Ergänzungen folgen)

 

 Im 20.Jahrhundert:

 

Die Familie Abrahamsohn, Loestr.26, Schuh-und Textilgeschäft, seit 1908:

 

Abrahamsohn, Arthur,*29.10.1888, aus Märkisch-Friedland, November 1938 Recklinghausen, 1939 Brüssel/Anderlecht(Belgien), August 1942 über Malines/Mechelen nach Auschwitz deportiert, ermordet bei Ankunft.

 

Ehefrau Else geb. Gottschalk,* 09.10.1891, seit 1919, 1938 Recklinghausen, Januar 1942

 Riga (Ghetto/KZ), Februar 1944 erschossen.

 

Sohn: Abrahamsohn, Hans,* 1922, Flucht 1939 nach Brüssel, Gurs und Rivesaltes (Frankreich), dort gefangen,1942 Drancy(Paris), August 1942 Auschwitz, ermordet bei Ankunft.

 

Sohn: Abrahamsohn, Rolf,* 09.03.1925, 1938 Recklinghausen , Januar 1942 Riga, Stutthof, Buchenwald, Theresienstadt, 1945 Recklinghausen, 1949 Marl.

 

Sohn: Abrahamsohn, Norbert, * 1933, 1938 Recklinghausen, gestorben 1940 an Diphtherie, ärztliche Behandlung verweigert.

 

Die Familie Boldes, Hülsstr 12 u.12a, Möbelhandlung, seit 1915.

 

Boldes, Rudolf,* 17.04.1884 in Lissa/Posen, 1938 Recklinghausen, deportiert nach Riga, 1942  ermordet.

 

Ehefrau: Boldes, Paula geb. Neugarten, *07.05.1887 in Fritzlar, 1938 Recklinghausen, 1942 Riga, ermordet.

 

Sohn: Boldes, Herbert,* 31.10.1912, Lehre bei Julius Friedlich, 1938 Recklinghausen, dort Geschäft Wäscheartikel, 1939 nach England,

 

Schwiegertochter: Boldes, Hildegard geb.Jacobsohn,* 11.10.1908, 1938 Recklinghausen, 1939 England.

 

Sohn: Boldes, Günther, *06.02.1915, 1938 Recklinghausen, 1939 Havelberg/Berlin, danach Palästina/Israel (1987 dort).

 

Sohn: Boldes, Berthold,("Bubi"),*21.11.1923, 1938 Recklinghausen, 1939 Ahlen, dann Dänemark (Transitland), am 5.10.1943 deportiert nach Theresienstadt, April 1945 über Schweden zurück nach Veilje/ Dänemark, gest. 2011

 

Tochter: Boldes, Ruth, *15.04.1916, 1938 Recklinghausen, verh. Bernd Königsbuch, 1939 Ahlen und Had-Hasharon/Palästina/Israel.

 

Tochter: Boldes, Edith,*15.3.11, verh. Wilhelm Hillbrenner (katholisch), Tochter

Melitta *1935 und Sohn Ulrich *Nov. 1940, September 1944 Arbeitslager Elben/Elberberg bei Fritzlar/Kassel, 1945 befreit, zurück nach Marl-Hüls, gest. 1997.

 

Die Familie Eichmann, Kaufmann, Hülsstr. 10

 

Eichmann, Paul * 04.12.1898, Schalke, katholisch, Lehre bei "Boldes"(s.o.), "jüdisch versippt", seit 1930 in Marl, 1945 durch Amerikaner "Ober"-Bürgermeister in Marl, gest. 1978

 

Ehefrau: Eichmann, Martha geb. Rosenthal, * 10.01.1903, "privilegierte Mischehe", September 1944 Arbeitslager Elben/Elberberg, 1945 Marl-Hüls,gest.1991

 

Tochter: Eichmann, Ruth * 24.01.1926, 1933 katholisch getauft, 1943 Berlin, 1944 Zwangsarbeit, 1945 Recklinghausen und Marl. Am 23.12.2019 gestorben in Dorsten, "Schwester Johanna",Ursulinenkloster Dorsten

 

Die Familie Friedlich, Hülsstr.6, Manufakturwaren, seit 1909

 

Friedlich, Julius, *21.10.1878, 1936 Zwangsverkauf an (Karl) "Schräder", über

Recklinghausen nach Köln, Weyerstraße 122, 30.10.41 deportiert nach

Lodz (Ghetto), am 24.1.42 ermordet.

 

Ehefrau: Friedlich, Alma, geb.Goldschmidt,* 17.02.1881, von Köln nach Lodz 30.10.41, ermordet (Chelmno/Kulmnhof, Vernichtungslager), Datum unbekannt.

 

Tochter: Friedlich, Liselotta, *15.05.1909 in Marl, von Köln nach Lodz, von da am 3.5.42 nach (KZ) Chelmno, ermordet.

 

Sohn: Friedlich, Kurt,* 25.10.1921, von Köln nach Lodz, am 14.11.1941 ermordet bei Arbeitseinsatz außerhalb des Ghettos.

 

Tochter: Friedlich, Hildegard, verh. Koopmann,* 01.11.1911, entkommen nach England,(siehe Koopmann).

 

 

Schwester von Julius F.: Friedlich, Bertha, verh. Sternheim,* 17.10.1880, deportiert nach Riga, 1942 ermordet

(siehe Sternheim).

 

Die Familie Koopmann, Hülstr.6, (nach 1932)

 

Koopmann, Erich,*3.5.1900 , 1932 Heirat mit Hildegard Friedlich, 1934 Geschäftsführer bei "Friedlich", 1935 "Schutzhaft", von Berlin aus Ende 1938 nach Sao Paulo/Brasilien mit Tochter Ursula.

 

Ehefrau: Koopmann, Hildegard geb. Friedlich,* 01.11.1911, 1936 nach

Recklinghausen, 1937 Berlin mit Sohn Werner, dann nach London.

 

Tochter : Koopmann, Ursula,* 1933, mit Vater Erich über Berlin nach Sao Paulo1939.

 

Sohn: Koopmann, Werner,*1935, mit Mutter Hildegard nach England 1939

 

Die Familie Korn/(Blitzblau), Bonifatiusstr.9, Uhrmacher, seit 1931/32 (Der Name Blitzblau ist ungeklärt).

 

Korn, Pejsach,* 17.10.1897 in Kolo,(nach 1931 Marl), am 16.11.38 Flucht nach Belgien/Antwerpen, 31.10.42 nach Auschwitz, bei Ankunft 3.11.42 ermordet.

 

Korn, Rosa geb. Janowski,* 24.5.1900 in Lodz, 1938 nach Antwerpen, 31.10. 1942 nach Auschwitz, ermordet bei Ankunft 3.11.42

 

Tochter: Pia Irma, *10.10.31 in Lodz, nach Antwerpen 1938, ermordet in Auschwitz 1942 bei Ankunft 3.11.42

 

Sohn: Heinz, *12.2.1936 in Dorsten, nach Antwerpen1938, ermordet in Auschwitz 1942 bei Ankunft 3.11.42

 

Die Familie Neugarten, Bergstr. 7, Gemüsehandlung, Wohnung Victoriastr. 56, seit 1920.

 

Neugarten, Rosa,* 1859, Witwe, gestorben 1939 nach Misshandlung (Pogrom November 1938) durch SA in Marl.

 

Sohn Neugarten, Siegfried,*1898 in Fritzlar, 1934 Zwangsschließung des Geschäfts, 1938 nach Antwerpen/Belgien, versteckt bis 1945, 1986 gest. in Essen.

 

Ehefrau: Neugarten, Emmi,* 24.02.1895, 1939 nach Antwerpen mit Tochter Grete bis 1953, über Israel zurück nach Essen.

 

Schwester von Siegfried N.: Neugarten, Paula, verh. Boldes* 07.05.1887, (siehe Boldes, in Riga ermordet).

 

Sohn: Neugarten, Hans,* 28.07.1920, 1939 nach Berlin, 1940 Flucht über Holland in die Schweiz, 1945 Belgien und Palästina/Israel. Gestorben 1998.

 

 

Tochter: Neugarten, Margarete, verh. Finger(1946),* 10.10.1923, über Holland

1939 nach Belgien, 1944 verhaftet, durch Mutter freigekommen (Intervention), nach 1945 Essen.

 

Die Familie Rosenbach, Brasserter Markt, Fleischverkaufshalle,

 

Rosenbach, Sigmund, * unbekannt, Brassertstr.105, Versicherungsagent, keine näheren Angaben, (gestorben vor 1942 ?, Recklinghausen? Ehefrau ist 1942 Witwe).

 

Ehefrau (?): Rosenbach, Bertha geb.Phillips,* 05.05.1873, 1933 Zwangsverkauf an die Gemeinde Marl,1941 in Recklinghausen, als Witwe 1942 deportiert nach Riga, ermordet.

 

Die Familie Simmenauer, Hülsstr.7, Konfektionsgeschäft, seit 1916

 

Simmenauer, Alfred *1882, 1916 Textilgeschäft, Filiale(?), in Hüls.

1935 Zwangsverkauf an (Johann) "Zumwinkel", nach Saarlouis und dann

Köln, erst Weyerstraße, dann Müngersdorf (Sammellager), 1942 Ghetto Minsk (Weißrussland), im KZ Maly Trostinec ermordet.

Ida Simmenauer geb. Wolff ,*1885, wird aufgeführt in Saarlouis und Köln und über Lager Niederbardenberg deportiert nach Minsk (heute Weißrussland), Tod in Maly Trostinec (Lager in der Nähe von Minsk),  Ehefrau von Alfred S.

 

(Verwandte in Herten:)

(Simmenauer, Arnold,* 1872(-1926) (Herten?Hüls?).Textilgeschäft Herten, Ewaldstraße 48

Ehefrau: Simmenauer, Jenny,* 1873(-1929) (Herten?Hüls?).

Verwandtschaft: Armold war ein Bruder von Alfred, in Gelsenkirchen gab es auch ein Geschäft Albert Simmenauer.

 

(Selma geb.Ottenstein *1879 in Berlin, kann nicht die in den Quellen angeführte Ehefrau von Alfred S. sein, es gibt keine Verbindung zu Marl, sie wohnte bis zu ihrer Deportation in Berlin).

 

Die Familie Sternheim, Brassertstr.66, seit 1919,Textilien .

 

Sternheim, Herrmann,* 10.01.1886, 1936 Zwangsverkauf an (Herrmann) "Schräder", 1938 nach Recklinghausen, Januar 1942 deportiert nach Riga, ermordet.

 

Ehefrau: Sternheim, Bertha geb.Friedlich,* 17.10.1880, Januar 1942 von

Recklinghausen nach Riga, ermordet.

 

(Aus: Klaus Mohr, „Sowas passiert in Deutschland nicht“. Die jüdischen Menschen

in Marl, Essen 2012, gekürzt und teilweise ergänzt vom Autor).

(Wird unten noch ergänzt, KM, siehe "Ergänzungen")

 


 Ein Nachruf

von Kurt Langer


 

Stolpersteine  in  Marl

 

Hülsstr. 12/12 a (Hüls)

 

Rudolf Boldes, Jg. 1884, deportiert 1942 nach Riga, dort ermordet;

 (jüdisch)

Paula Boldes, geb. Neugarten, geb. 1887, deportiert 1942 nach Riga, dort ermordet.

 (jüdisch)

Pate: Gymnasium im Loekamp

 

 

 

Brassertstr. 66 (Brassert)

 

Bertha Sternheim geb. Friedlich, Jg. 1880, deportiert 1942, ermordet in Riga

 (jüdisch)

Hermann Sternheim, Jg. 1866, deportiert 1942, ermordet in Riga

 (jüdisch)

Pate: Willy-Brandt-Gesamtschule

 

 

 

Brassertstr. 101 (Brassert)

 

Bertha Rosenbach, Jg. 1873, deportiert 1942, ermordet in Riga

 (jüdisch)

Pate: SPD-Ortsverein Alt-Marl/Brassert und CDU-Ortsverband Brassert-Lippe

 

 

 

Mittelstr. 3 a (Brassert)

 

August Wysa, Jg. 1899, verhaftet 1936, Buchenwald, Sachsenhausen Wewelsburg/Ravensbrück, Tod in Bergen-Belsen

 (Zeuge Jehovas)

Pate: Albert-Schweitzer-/Geschwister-Scholl-Gymnasium

 

 

 

Im Beisen 57 d (Brassert)

 

Auguste Mielke, geb. Knorr, Jg. 1890, verhaftet 1936, KZ Moringen/

KZ Lichtenburg, ermordet 1942

 (Zeugin Jehovas)

Pate: Glück-Auf-Schule

 

 

Anmerkungen: 

August Wysa und Auguste Mielke waren "Ernste Bibelforscher" (verwandt mit "Wachturm" und "Zeugen Jehovas", die den Kriegsdienst verweigerten ebenso wie den "Hitlergruß".

Boldes, Rosenbach und Sternheim waren Juden...

(Siehe auch NS...)

 


Jüdischer Friedhof RE, Nordcharweg, Denkmal mit den Namen der jüdischen Opfer Kreis Recklinghausen. Es fehlt die Familie Korn( Peijsach und Rosa, Tochter Pia und Sohn Heinz) aus Marl, Selma Simmenauer (links ganz unten) ist falsch für Recklinghausen/Marl.

(Siehe auch unter: Ergänzungen 1, bis 1933, da unter Ergänzung 2)